Die Generation der 68ger muss heutzu- tage gerne für alle Schuldzuweisungen der letzten Jahre herhalten. Besonders beliebt ist dieses Spiel bei den Vertretern eines neoliberalen Kurses denen eh schon alles antiautoritäre Gebaren ein Gräuel ist. Was im Jahr 1968 wirklich passierte, ist allerdings kein Thema sonntäglicher „Experten Talkshows“.
Abhilfe für den interessierten Leser schafft jetzt das Buch von Mark Kurlansky: „1968 – Das Jahr, das die Welt veränderte“. Natürlich war 1968 das Jahr von Sex, Drugs and Rock n´Roll, von Jim Morrison und Janis Joplin. Es war aber auch das Jahr der Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy, das Jahr des Prager Frühlings und der polnischen Studentenbewegung, des Beginns der Frauenemanzipation und vieler spontaner antiautoritärer Aufstände in vielen Teilen der Welt. Im Gegensatz zu heute waren die Universitäten in der Regel erzkonservative Institutionen, eng verwoben mit den herrschenden Eliten. Völlig undenkbar waren zu dieser Zeit zum Beispiel gemischte Studentenwohnheime. Der kalte Krieg zwischen den Großmächten blockierte jegliche politische Entwicklung. 1968 war der Versuch, einen Freiraum zwischen diesen beiden Extremen zu schaffen. Deswegen waren auch die west- und osteuropäischen Kommunisten vehement gegen dies Bewegung. Verdienst von Kurlansky ist es, diese Sichtweise ausführlich in seinem Buch darzustellen. Er verschweigt auch nicht das Scheitern vieler Bewegungen oder die oft idealistischen Ansätze vieler Aktivisten. Das Maß an persönlicher Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit, wie es heute in demokratischen Gesellschaften möglich ist, wäre ohne die großen Umwälzungen im Jahr 1968 wahrscheinlich nicht denkbar. Die damalige kritische Einschätzung von Herbert Marcuse über den „Segen der Technik“ hat heute mehr Bestand denn je: Marcuse warnte davor, mehr Freiheit via Freizeit werde zu einem plagiatorischen Leben bar jeden kreativen Denkens führen. Die Technik helfe zwar scheinbar dem Fortschritt, in Wirklichkeit werde sie dazu eingesetzt, Proteste zu ersticken. Sie narkotisiere den Menschen, produziere eine Selbstzufriedenheit, die sie fälschlicherweise für Glück hielten. Die Zahl der Medien würde zwar zunehmen; sie würden jedoch immer weniger Inhalte vermitteln. Welcher aufgeklärte Mensch wollte dieser Sichtweise nicht zustimmen !
Mark Kurlansky – 1968 Das Jahr, das die Welt veränderte
Kiepenheuer & Witsch
Abhilfe für den interessierten Leser schafft jetzt das Buch von Mark Kurlansky: „1968 – Das Jahr, das die Welt veränderte“. Natürlich war 1968 das Jahr von Sex, Drugs and Rock n´Roll, von Jim Morrison und Janis Joplin. Es war aber auch das Jahr der Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy, das Jahr des Prager Frühlings und der polnischen Studentenbewegung, des Beginns der Frauenemanzipation und vieler spontaner antiautoritärer Aufstände in vielen Teilen der Welt. Im Gegensatz zu heute waren die Universitäten in der Regel erzkonservative Institutionen, eng verwoben mit den herrschenden Eliten. Völlig undenkbar waren zu dieser Zeit zum Beispiel gemischte Studentenwohnheime. Der kalte Krieg zwischen den Großmächten blockierte jegliche politische Entwicklung. 1968 war der Versuch, einen Freiraum zwischen diesen beiden Extremen zu schaffen. Deswegen waren auch die west- und osteuropäischen Kommunisten vehement gegen dies Bewegung. Verdienst von Kurlansky ist es, diese Sichtweise ausführlich in seinem Buch darzustellen. Er verschweigt auch nicht das Scheitern vieler Bewegungen oder die oft idealistischen Ansätze vieler Aktivisten. Das Maß an persönlicher Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit, wie es heute in demokratischen Gesellschaften möglich ist, wäre ohne die großen Umwälzungen im Jahr 1968 wahrscheinlich nicht denkbar. Die damalige kritische Einschätzung von Herbert Marcuse über den „Segen der Technik“ hat heute mehr Bestand denn je: Marcuse warnte davor, mehr Freiheit via Freizeit werde zu einem plagiatorischen Leben bar jeden kreativen Denkens führen. Die Technik helfe zwar scheinbar dem Fortschritt, in Wirklichkeit werde sie dazu eingesetzt, Proteste zu ersticken. Sie narkotisiere den Menschen, produziere eine Selbstzufriedenheit, die sie fälschlicherweise für Glück hielten. Die Zahl der Medien würde zwar zunehmen; sie würden jedoch immer weniger Inhalte vermitteln. Welcher aufgeklärte Mensch wollte dieser Sichtweise nicht zustimmen !
Mark Kurlansky – 1968 Das Jahr, das die Welt veränderte
Kiepenheuer & Witsch
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